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Das News-Magazin in Brandenburg

Havelland - Trotz fehlender Minusgrade und ganz ohne Schnee hat die nunmehr dreizehnte Nauener Hofweihnacht auch in diesem Jahr gefühlte tausende Besucher angelockt. Sie ließen sich am dritten Adventswochenende von dem besonderen Flair verzaubern. Kleinkünstlerische Pretiosen, viel handgemachte Musik, Theateraufführungen, Kutschfahrten oder kulinarische Köstlichkeiten von süß bis deftig - alles liebevoll präsentiert in einer Umgebung, die ihresgleichen sucht. 23 Höfe oder Häuser öffneten für dieses Spektakel ihre Pforten und ließen den Besucher durch alte Gemäuer und Gewölbe wandeln. Keine Hofweihnacht gleicht der des Vorjahres, und jedes Jahr kommt etwas „neues Altes“ hinzu.

Die Nauener Heimatfreunde und ihr Vorsitzender Wolfgang Johl führten eine 40-köpfige Besuchergruppe aus Berlin, Frankfurt/Oder und Magdeburg einmal quer durch die historische Altstadt – angefangen vom Nauener Hof bis hin zum Richart-Hof, der bereits zum Beginn der Hofweihnacht vor Besuchern nur so brummte. „Beeindruckend, wie viele Höfe sich an diesem Ereignis beteiligen“, staunte der pensionierte Mathe-Lehrer Ulrich Fitzke aus Berlin-Marzahn, der zur Reisegruppe gehörte. In einer Ecke im Richart-Hof hat sich Nauens Urgestein Franz Nieter für das Wochenende eine kleine Holzwerkstatt eingerichtet, wo die Besucher ihm beim Drechseln über die Schulter schauen und für einen schmalen Taler die hölzernen Werke gleich mit nach Hause nehmen konnten.

Auch Bürgermeister Manuel Meger (LWN) traf man bei einer Durchwanderung der Altstadt. Gemeinsam mit seiner Familie war er zudem mit einer Delegation des Partnerschaftsvereins Spandau (PSV) in den Gassen unterwegs. Daniel Wrobel, PSV-Beisitzer für Nauen und Havelland, schwärmte: „Die Atmosphäre und das große Angebot finde ich einfach klasse, und es ist eine gute Gelegenheit, wieder einmal mit unserer Partnerstadt Nauen ins Gespräch zu kommen“, so Wrobel. 

Auf dem Nauener Martin-Luther-Platz, im Rathaushof und auf dem Rathausplatz sowie zum ersten Mal auch dem Lindenplatz waren ebenfalls verschiedene Stände aufgebaut, die mit verschiedenen Leckereien aufwarteten. Die Freiwillige Feuerwehr grillte auf dem Martin-Luther-Platz und die Käthe-Kollwitz-Schule sammelte nebenan für ein Schwimmlager. Schräg gegenüber wiederum gab es einen Stand, der von einem Team aus insgesamt 11 Schülerinnen und Schülern des hiesigen Goethe-Gymnasiums betrieben wurde. Dort verpackten sie schöne Geschenke und sammelten Spenden für die Kinderhilfe Hyvong Vietnam. Tessa Stürzer, eine ehemalige Schülerin, lobte die hohe Spendenbereitschaft der Besucher.

„Viele Menschen spenden auch einfach nur so“, freute sich die 20-Jährige. „Muss man gesehen haben“, raunte eine Menschentraube, die gerade schwer beeindruckt die Räumlichkeiten des „Berliner Hofs“ in der Goethestraße 54 verließ. Familie Schob hatte eigens für dieses Wochenende die Räumlichkeiten des Hofs aus der Gründerzeit geöffnet, der gerade saniert wird. Durch die weihnachtliche Minimalbeleuchtung und die erhaltenen alten Farbtöne wurde der alte Ballsaal mit seiner vertäfelten Decke in ein Licht getaucht, das atmosphärisch kaum zu toppen war. Auch der 14-jährige Viktor, den man mit seiner Familie in der Mittelstraße traf, kam heute auf seine Kosten. „Wir suchen hier gerne die Weihnachtsgeschenke für unsere Omas und Opas aus“, sagte er, während er sich frisch gebrannte Mandeln aus der Papiertüte schmecken ließ. Am besten habe ihm bisher der Schlitten auf Rädern gefallen, der hier vorhin langrollte, schmunzelte er.

Am Sonnabend gegen 18 Uhr – dann, wenn sich der Besucherstrom erfahrungsgemäß verdichtet, war die Verkehrssituation verhältnismäßig entspannt. Auf dem Sägewerks- und Bahnhofsvorplatz fand man als auswärtiger Autofahrer sogar noch Parkplätze. Erfreulicherweise gab es dieses Jahr erstmals einen kostenlosen Shuttlebus-Verkehr, den viele Besucher auch prompt nutzten. „Bekannte haben uns die Hofweihnacht empfohlen und sind dann im Internet auf diesen Shuttle-Service aufmerksam geworden – eine feine Geschichte“, lobte Gerd Elflein aus Brandenburg, als er am Bahnhofsplatz aus dem Havelbus mit Fahrzielanzeige „Hofweihnacht“ aus- und in sein Auto einstieg.

Jana Geisler vom Kulturbüro war zur Halbzeit der Hofweihnacht mit den Besucherzahlen sehr zufrieden. „Mit der Wolkenlücke hatten wir heute Glück gehabt - aber die Leute kommen auch gerne zur Hofweihnacht, selbst wenn es regnet, und viele bleiben bis zum Schluss“, bestätigte sie und behielt damit recht, denn auch am späten Samstagabend waren Nauens romantische Altstadtgassen noch mit zahlreichen Nachtschwärmern gefüllt.