Deutschlands Wirtschaft steckt in einer extrem schwierigen Situation: Während viele Unternehmen um das Überleben kämpfen und die Zahl der Insolvenzen steigt, feiern die Börsen hingegen neue Rekorde. Zwischen schrumpfender Industrieproduktion, wachsender Arbeitslosigkeit und steigenden Aktienkursen stellt sich am Ende daher die Frage, wie kann beides überhaupt gleichzeitig existieren?
Zwischen Rezession und Rekorden
Sieht man sich die deutsche Wirtschaft an, so könnte die Stimmung aktuell kaum widersprüchlicher sein. Einerseits verzeichnet das Land das dritte Jahr in Folge ein rückläufiges Bruttoinlandsprodukt, andererseits eilt der DAX hingegen von einem Rekordhoch zum nächsten.
Dramatisch ist die Situation bei den Insolvenzen: Sieht man sich die aktuellen Zahlen an, so mussten allein in Bayern im vergangenen Jahr knapp 3.000 Firmen Insolvenz anmelden. Mit über 21.000 Insolvenzen wurde bundesweit der höchste Wert seit mehr als einem Jahrzehnt erzielt. Dadurch steigt natürlich auch die Zahl der Arbeitslosen. Fast drei Millionen sind ohne Job. Besonders auffällig ist der Anstieg im Süden des Landes. Allein im Freistaat waren im September über 324.000 Menschen ohne Arbeit, das sind rund 30.000 mehr als im Vorjahr.
Die Finanzwelt scheint sich von diesen trüben Zahlen nicht irritieren zu lassen und bleibt unbeeindruckt. In Frankfurt herrscht nämlich die beste Stimmung, da die Kurse seit Monaten steigen. Der DAX hat sich innerhalb von drei Jahren nahezu verdoppelt. Der aktuelle Wert steht in keinem Verhältnis zur realwirtschaftlichen Lage. Wie ist das möglich?
Globale Konzerne statt deutscher Mittelstand
Ein Blick auf die Zusammensetzung des Leitindex gibt dabei die ersten Antworten. Die Unternehmen, die den DAX prägen, beispielsweise Siemens, SAP oder Volkswagen, sind globale Konzerne, deren Gewinne längst nicht mehr ausschließlich vom deutschen Markt abhängig sind. Fondsmanager Roger Peeters: „Wenn wir über deutsche Aktien sprechen, reden wir im Grunde über internationale Firmen mit Hauptsitz in Deutschland, aber weltweiter Wertschöpfung.“ Die positive Entwicklung an den Börsen spiegelt also nicht die nationale Konjunktur wider, sondern am Ende die robustere Weltwirtschaft.
Während also die exportorientierten Großunternehmen von globalen Märkten profitieren, so kämpfen kleinere und mittlere Betriebe mit der hohen Steuerlast, den gestiegenen Energiekosten und den bürokratischen Hürden. Vor allem spür die Industrie die Folgen einer jahrelangen Strukturverzögerung. Viele Betriebe mussten etwa aufwendige Transformationsprozesse finanzieren, um klimaneutral zu werden oder auch um digital arbeiten zu können.
Politik unter Zugzwang
Zahlreiche Ökonomen sprechen längst nicht mehr von einer bloßen Schwächephase, sondern sehen eine strukturelle Krise. Der Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, nimmt die Politik in die Pflicht. Die Wirtschaft brauche dringend Reformen und weniger Regulierung, niedrigere Energiepreise und steuerliche Entlastung. „Jede Maßnahme sollte sich daran messen lassen, ob sie die Wettbewerbsfähigkeit stärkt“, so Wambach.
Die deutsche Bundesregierung hat zwar einen sogenannten „Herbst der Reformen“ angekündigt, aber bislang gibt es nur Überschriften. Fachkräfte fehlen, Investitionen in neue Technologien kommen nur sehr schleppend voran und die Verwaltung wirkt träge. Der Optimismus, dass Deutschland aus eigener Kraft zu alter Stärke zurückfindet, ist gedämpft. Leider wird auch der deutschen Politik nicht viel zugetraut. Viele Reformen der letzten Jahre haben nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Ein gutes Beispiel ist der Glücksspielstaatsvertrag. Wer heute im Online Casino sein Glück testen will, sucht über https://de.pokerstrategy.com/casino/mit-1-euro-einzahlung/ nach Anbietern mit internationaler Lizenz. Das Regelwerk des Glücksspielstaatsvertrages trübt letztlich nur den Spielspaß. Aber auch bei der Digitalisierung kommt man nicht voran. Ob da jetzt das neue Ministerium für Digitalisierung für Abhilfe sorgen kann?
Börse blickt in die Zukunft
Während die Realwirtschaft durchaus unter Druck steht, richten die Finanzmärkte ihren Blick längst nach vorn. Professor Emanuel Mönch von der Frankfurt School of Finance & Management: „Börsen handeln immer Zukunft. Die Hoffnung auf Reformen, staatliche Investitionen und eine anziehende Nachfrage ist bereits eingepreist.“
In den vergangenen Monaten hat die Bundesregierung milliardenschwere Investitionsprogramme auf den Weg gebracht. Beispielsweise für Infrastruktur, Klimaschutz und Digitalisierung. Diese staatlichen Impulse sollen ein Versprechen auf bessere Zeiten sein. Derzeit spekulieren die Anleger damit, dass sich diese Investitionen langfristig in höheren Gewinnen niederschlagen können. Der Aktienmarkt, so Mönch, sei also weniger ein Spiegelbild der Gegenwart, sondern mehr der Blick in die Zukunft.
Insolvenzen als Teil der Marktdynamik
Auch die steigende Zahl der Insolvenzen ist nicht unbedingt ein Zeichen des Niedergangs. Jurist Michael Verken, Fachanwalt für Insolvenzrecht in München, sieht darin eine Marktbereinigung, die wohl auch notwendig war. „Es gehört zur sozialen Marktwirtschaft, dass Unternehmen verschwinden, deren Geschäftsmodelle keine Zukunft haben, und neue nachrücken.“
Viele Insolvenzen würden auch Nachwirkungen der Corona-Zeit sein. Damals verhinderten staatliche Hilfsprogramme, dass sich wirtschaftliche Schwächen zeigten. Jetzt würde die Realität ans Licht kommen. Zugleich entstehen auch viele neue Geschäftsmodelle, Start-ups und Technologien, die den Wandel vorantreiben werden. „Wir erleben letztlich die Normalität einer sich wandelnden Wirtschaft“, betont Verken.



